Skip to main content Skip to page footer

Kreta Februar 2024

Ein Bericht von Tanja Schmidt, Tierärztin

Nach meinem Aufenthalt auf Kreta im letzten Sommer stand für mich fest, dass ich auch in diesem Jahr wieder dabei sein werde.

Im Februar war es dann soweit. Als sich das Tor zum New Life Resort öffnete, war es schon fast so, wie Zuhause ankommen. Die vielen Katzen, die alle ihre eigene Geschichte haben und natürlich Tassos, der Hofhund, begrüßten mich freudig.

Und noch ein Hund kam schwanzwedelnd auf mich zu: Bella. Die Cane Corso Hündin stammt aus einem städtischen Tierheim in Ostkreta und war aufgrund eines akuten Leishmanioseschubes sehr schwach und bis auf die Knochen abgemagert. Die Kolleginnen hatten sie beim letzten Einsatz mitgenommen, um sie behandeln zu können. Für die freundliche und sehr menschenbezogene Hündin war das die Rettung, die nächsten Tage im Tierheim hätte sie wohl nicht überlebt.

Am folgenden Tag stand die Planung für den anstehenden Einsatz im Osten der Insel Kreta an. Es wurden Kisten gepackt mit den Utensilien für die Operationen, Medikamente, Flohspray, Handtücher und vieles mehr.

Die erste Station war ein privates Tierheim. Die Hunde sind in Gruppen in mehreren Zwingern untergebracht. Sie haben recht viel Platz und überall stehen Hütten, in denen sie trocken liegen können. Es regnete, aber trotz des schlechten Wetters hatten viele emsige Tierschützer ca. 30 Katzen eingefangen und uns zur Kastration gebracht. Auch die neuen Hunde des Tierheims standen auf der Liste. Die Räumlichkeiten waren klein, aber mit Organisation und der Unterstützung der Helfer stapelten sich die Katzenboxen schon bald bis fast unter die Decke. Schnell hatte ich mich wieder eingearbeitet.

Es ist toll, mit welchem Engagement und Liebe zu den Tieren die ortsansässigen Helfer das Tierheim betreiben. Aber auch die Erschöpfung ist deutlich in ihren Gesichtern zu sehen. Der Kampf gegen den nicht aufhörenden Strom von neuen Hunden zehrt an ihren Kräften. Hier wird mir wieder bewusst, wie wichtig die Arbeit von Tierärztepool ist.

In der nächsten Stadt hatten wir die Möglichkeit, in zwei Tierarztpraxen zu arbeiten. In den Räumlichkeiten der Tierärzte gab es etwas mehr Platz und wurden durchweg mit Essen und Kaffee versorgt. Wir bekamen auch Hunde aus dem städtischen Tierheim und aus einem privaten Shelter. Alle Hunde bekamen nach der Kastration einen Microchip, wurden gegen Tollwut geimpft und auf Leishmaniose getestet. Die meisten Hunde waren noch jung. Viele kleine Hundeaugen schauten uns ängstlich aus den Transportboxen an. Wir nahmen uns die Zeit für Streicheleinheiten, um das Vertrauen zum Menschen nicht langfristig zu erschüttern.

Während der Arbeit erzählten uns die Tierheimmitarbeiter und Helfer ein paar Geschichten zu den Tieren, beispielsweise zu einer kleinen Hündin, die wahrscheinlich angefahren wurde und deren Hinterbeine seitdem gelähmt sind. Das Röntgenbild zeigt mehrere Frakturen im Becken und an der Wirbelsäule. Leider konnen wir für sie nichts tun. Welpen, die im Feld ohne Mutter gefunden worden sind, sind ebenfalls Alltag für die Tierschützer.

Und so geht auch dieser Einsatz zu Ende. Es bleiben wie beim letzten Einsatz gemischte Gefühle zurück: einerseits die Freude, dass wir so vielen Tieren helfen konnten und das Leid so vieler Welpen und Kitten verhindern konnten, die dank der Kastration nun nicht geboren werden. Auch zu sehen, wie viele Helfer sich für die Tiere einsetzen, gibt mir ein gutes Gefühl. Auf der anderen Seite ist da die Traurigkeit, wenn man in die Augen der unzähligen Katzen und Hunde in den Tierheimen schaut, die nur eine geringe Chance auf ein liebevolles Zuhause haben. Diese Augen begleiten mich auch nach diesem Einsatz wieder lange in meinem Kopf. Leider können wir nicht jedem Tier helfen.

Aber für mich steht fest: ich bin bald wieder mit dabei. Die Arbeit mit dem tollen Team von Tierärztepool hat mir viel Spaß gemacht ich freue mich schon auf den nächsten Einsatz.

Eure Tanja